Herbstbericht 2012

Herbstbericht Hessische Bergstraße 2012

Der Beginn der Traubenreife bei den frühen Sorten wie Müller-Thurgau erfolgte Anfang August und entsprach einem Normaljahr. Hochsommerliche Temperaturen Mitte August beschleunigten die Reifeentwicklung. Die Hitzeperiode erreichte um den 20. August mit Werten über 35 °C ihren Höhepunkt und führte vereinzelt, insbesondere bei der Sorte Riesling, zu Hitzeschäden. Insgesamt war der Monat August mit etwa 40 Liter/m2 Niederschlag eher zu trocken und auf flachgründigen, skelettreichen Böden kam es zu Trockenstresssymptomen an den Reben.

Auch im September setzten sich die trockenen, warmen Witterungsverhältnisse fort, was zu einem enormen „Reifeschub“ bei den Trauben führte. Die milden Nachttemperaturen in den ersten beiden Septemberwochen förderten den Säureabbau, sodass die Vorlese bei der Sorte Müller-Thurgau am 10. September beginnen konnte.

Ideale Witterungsbedingungen bei eher kühlen Nachttemperaturen begünstigten den weiteren Reifeverlauf der mittleren und späten Sorten. Die Weinlese ging ohne Stress und Zeitdruck vonstatten, sodass aromareife, gesunde Trauben geerntet wurden.

Mit der Lese der wichtigsten Weißweinsorte, dem Riesling, wurde Ende September / Anfang Oktober begonnen.

Ein goldener Oktober folgte dem September, sodass die Winzer an der Bergstraße die einzelnen Sorten entspannt auf dem Höhepunkt ihrer physiologischen Reife ernten konnten.

Das durchschnittliche Mostgewicht aller Sorten liegt auf dem Niveau der Jahrgänge 2003 und 2009, weshalb ein Vergleich mit diesen hervorragenden Jahrgängen angebracht erscheint. Spitzenwerte wurden bei der Sorte Spätburgunder erzielt, der es auf Werte von 110 Grad Oechsle brachte.

Bei den Burgundersorten liegen die Erträge mit Werten von 60–70 hl/ha mengenmäßig deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Der Riesling überraschte mit stabilen und guten Erträgen, sodass die Erntebilanz in den meisten Winzerbetrieben an der Bergstraße zufriedenstellend ist. Insgesamt liegt das Ernteergebnis bei etwa 70–75 hl/ha und damit rund 10 % unter einer Normalernte.

Das physiologisch ausgereifte und sehr gesunde Lesegut lässt bei diesem Ertragsniveau kräftige, feine Weißweine sowie sehr dichte und gehaltvolle Rotweine erwarten. Die Verbraucher können sich auf einen interessanten und äußerst hochwertigen Jahrgang freuen.

Die ersten Weißweine des Jahrgangs werden aufgrund der knappen Bestandslage noch in diesem Jahr auf die Flasche kommen.

Auch in diesem Jahr haben einige Betriebe Riesling-Trauben für die Eisweinlese vorgesehen und hoffen auf Spitzenmostgewichte, die diesen Jahrgang krönen würden.

Einziger Wermutstropfen waren in diesem Jahr die nicht unerheblichen Schäden durch Wildschweine, die in einigen Weinbergen zu Totalverlusten geführt haben. Hier bedarf es in der Zukunft der konsequenten Bejagung in den Revieren!

Otto Guthier
Vorsitzender